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Athleten-Relief in Noricum – Zur Frage von "Musterbüchern"

DIEZ Erna, Situla 14/15, 1974, 183–187

Abstract von Ortolf Harl (Juni 2021)
Diese Studie hat Erna Diez im Jahre 1974 dem rätselhaftesten Relief an der Grabädikula der Spectatii in Sempeter ob Savinija / Slowenien gewidmet. Dargestellt ist ein Ringkampf griechischer Athleten, wie er wegen der Nacktheit der Kämpfenden kaum Eingang in die römische Kunst fand. Die Regeln, nach denen ein solcher Wettbewerb ausgetragen wurde, lassen sich an Hand von Denkmälern aus der griechischen Klassik rekonstruieren: Zum Kampf trat eine Dreiergruppe an, aus der die beiden Erstkämpfenden ausgelost wurden, während der Dritte, der Ephedros, gegen den Sieger anzutreten hatte. Die Geste seiner erhobenen Rechten – Daumen, Zeige- und Mittelfinger abgespreizt – deutet an, dass der Kampf gerade entschieden ist. Nicht zugehörig scheint der vierte Nacktkämpfer zu sein, der von einer Stufe steigend oder startend (handelt es sich um einen Altar ?) eine Fackel vor sich herträgt. Nach Diez ist ein Fackellauf dargestellt, wie er vor allem im klassischen Athen zu Ehren des Prometheus gepflegt wurde.
Erna Diez kommt das Verdienst zu, die beiden Sportarten des Reliefs, nämlich Ringen und Fackellauf, erkannt zu haben. Damit charakterisiert der Unterbau der Grabädikula den Verstorbenen auf umfassende Weise: Als kampfbereiten Pferdefreund (Dioskuren, Heroen) und lebensfrohen Menschen (dionysische Motive) sowie als Liebhaber klassischer Bildung (vorderes und rechtes Seitenrelief) und Freund sportlicher Wettkämpfe. Über allem aber steht sein Amt als „Bürgermeister“ von Celeia, das schon von Kaiser Claudius zum Munizipium erhoben worden war. Die Frage allerdings, wie die recht präzise wiedergegebenen und anscheinend aktualitätsbezogenen Wettkampfszenen des linken Seitenreliefs eine Zeitspanne von rund 700 Jahren, also von der griechischen Klassik bis in die severische Periode überlebt haben könnten, wich Diez mit dem vagen Hinweis auf "Musterbücher" aus. Diese Erklärung mag für die Siebziger Jahre des 20. Jh. akzeptiert werden, fünfzig Jahre danach bedarf sie allerdings einer Präzisierung. Neben der fragwürdigen Rekonstruktion des Oberbaus der Grabädikula (siehe lupa.at/32000) ist das ist der Grund, warum Erna Diez mit dieser Studie hier zu Wort kommt. Die Diskussion ist eröffnet.

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