Sammlungen
Ort | Sammlung | Denkmäler |
---|---|---|
Bad Deutsch Altenburg | Hollitzer | 20 |
Bad Deutsch Altenburg | Ludwigstorff | 75 |
Bad Deutsch Altenburg + Petronell-Carnuntum | Traun | 96 |
Bologna | Collezione Marsili | 27 |
Bologna | Collezione Palagi | 15 |
Buttrio | Villa Toppo-Florio | 108 |
Ebreichsdorf | Hieronymus Beck von Leopoldsdorf | 17 |
Hainburg | Anton Widter | 28 |
New York | Sotheby's | 16 |
Portogruaro | Muschietti | 78 |
San Martino al Tagliamento | Cassini, Casa Cernazai | 16 |
Trebinje | Jovan Dučić | 64 |
Trieste | Das Ehrengrab für J.J. Winckelmann und das Lapidarium der Accademia degli Arcadi Sonziaci | 16 |
Trieste | collezione Zandonati | 78 |
Venezia | Die Venezianischen Denkmäler der Sammlung Grimani | 146 |
Wien | Mustafa Khaznadar | 40 |
Wien | Trau | 30 |
Wien | Kaiser Karl VI. und die Inschriften in der Österreichischen Nationalbibiliothek in Wien | 50 |
Wien | Die Wiener Denkmäler der Sammlung Grimani | 3 |
Wien | Este - Catajo (ehemals Obizzi) | 184 |
Zadar | Danieli | 12 |
Zagreb | Laval Graf Nugent von Westmeath | 60 |
Nicht wenige der heute existierenden Museen sind aus Sammlungen entstanden. Das Bedürfnis, aus dem „Ewigkeitsmaterial“ Stein geschaffene Denkmäler zu sammeln, also Lapidarien anzulegen, entzündet(e) sich am Bildungsgut, das antike Steindenkmäler vermitteln, an ihrer Schönheit, aber auch an ihrem monetären Wert.
Im Rückblick sieht man, in welchem Ausmaß das Sammeln und das, was wir heute als Plündern bezeichnen, zusammenhängen: Jahrhundertelang war es üblich, durch Steinraub und wilde Grabungen in antiken Stätten einen schwunghaften Handel zu befriedigen (Kommerzplünderer), aus dem Adel und Klerus Antikensammlungen aufbauten. Eine Ebene höher liegen die militärischen Plünderer, deren prominenteste Vertreter L. Cornelius Sulla (Plünderung von Athen 86 v. Chr.), Enrico Dandolo (Plünderung von Konstantinopel 1204) und vor allem Napoleon waren. Napoleons Kunstbevollmächtigter war Dominique-Vivant Baron De Non (1747–1825), der sich nach 1793 schlicht Denon nannte. Er, der damals wegen seines Kunstverständnisses europaweit bewundert wurde und noch heute als Vater der Ägyptologie gilt, räumte nach dem Motto "Dem Sieger die Kunst" die Residenzen, Schlösser und Museen der besiegten Gegner aus.
Hier ein Besipiel von vielen: Als die französischen Truppen 1798 den Kirchenstaat eroberten, mussten die Vatikanischen Sammlungen den berühmten sterbenden Gallier an Paris abtreten, wo es jedoch noch keinen adäquaten Sockel für ihn gab. Ein solcher fand sich erst im Jahre 1809, und zwar in den habsburgischen Sammlungen, die mit der Eroberung von Wien in Napoleons Hände fielen. In Wien suchte sich Denon den berühmten Amazonensarkophag aus, der seinerseits schon eine bewegte Geschichte hinter sich hatte: 1557 in der zyprischen Königsstadt Soloi gefunden, war er ab 1558 in Venedig, wurde 1567 von den Fuggern angekauft und gelangte über etliche Zwischenstationen in den Garten der Wiener Hofburg, dann in den Prunksaal der Nationalbibliothek, 1805 in die habsburgische Antikensammlung – und eben 1809 als Sockel für den sterbenden Gallier in den Louvre.
Mit solcher Art von Raubkunst füllte Denon das weitläufige Erdgeschoß des Louvre, das seit 1803 „Musée Napoléon“ hieß. Als Leiter holte Denon aus dem Kapitolinischen Museum dessen Direktor, den römischen Archäologen Ennio Quirino Visconti, der in Paris richtungweisende Ausstellungskataloge verfasste und sogar in die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres aufgenommen wurde.
Nach dem Sieg über Napoleon wurden viele Steindenkmäler nicht restituiert: Manche der Geplünderten waren gar nicht interessiert, andere scheuten die Transportkosten, dann war der damalige Antikenmarkt übersättigt und zuletzt war es die Persönlichkeit des weltgewandten Denon, der geschickt Widerstand leistete. Damit ist der Louvre das größte Antikenmuseum der Welt geblieben, das viele ausländische Sammlungen enthält, die ihrerseits auf verschiedenste Weise entstanden oder zusammengeplündert worden waren. In solchen Fällen führt die Frage nach dem rechtmäßigen Besitzer eines antiken Steindenkmals ins Nirwana: Kulturdenkmale sind Eigentum der ganzen Menschheit. Das Internet ist das Medium, das dem in idealer Weise Rechnung trägt.
Der Sturz Napoleons und das Triumphgefühl der Sieger bewirkten, dass der Wert des kulturellen Erbes ins allgemeine Bewusstsein der Nationen drang. Als Folge entstanden – z.B. auf österreichischem Boden – Museen, die sich als steirisches, kärntnerisches oder tirolisches Nationalmuseum fühlten und ihrerseits Steindenkmäler zu sammeln begannen oder erhielten. Auf adeligem Grundbesitz bildeten ausgeackerte Römersteine eigene Privatsammlungen. Über allen aber standen die Sammlungen des "Allerhöchsten Kaiserhauses", in die im Laufe der Zeit Einzelsammlungen integriert wurden – auf die vielleicht kurioseste Weise die Sammlung Khaznadar im Kunsthistorischen Museum in Wien lupa.at/collections/1.
Dem ganzheitlichen Prinzip von Lupa folgend wird die Zugehörigkeit eines Steindenkmals zu einer Sammlung immer berücksichtigt - auch dann, wenn es verloren ist. Das Menü "Sammlungen" lässt daher ältere Sammlungseinheiten aufleben, macht die Sammlungsprinzipien ihrer Eigentümer sichtbar und beleuchtet die Entstehungsgeschichte von Museen.
Im Internetzeitalter ist ein virtueller Typ von Sammlung entstanden – Websites. Dazu gehören ideell-wissenschaftliche Projekte wie die Elektronische Datenbank Clauss-Slaby (EDCS) und Lupa, institutionell-wissenschaftlich verankerte wie Arachne (DAI) und Nouvel Espérandieu (AIBL) und Onlinekataloge von Auktionshäusern. Letztere in Lupa einzupflegen ist der Lupa-Redaktion nur in beschränktem Maße möglich, weshalb auch mit Auktionshäusern eine Zusammenarbeit angestrebt wird.
Siehe auch die Einleitung zu den Menüs: Über Lupa lupa.at/about/lupa und Fotografen lupa.at/authors/photo