Budapest - Magyar Nemzeti Múzeum
Das 1837 vollendete Gebäude mit der klassizistischen Säulenfront, zu der eine monumentale Freitreppe hinaufführt, war "nation building" in jedem Sinne. Nach Jahrhunderten unter türkischem Joch und habsburgischer Bevormundung sollten die Ungarn durch Besinnung auf ihre große Vergangenheit neues Selbstbewusstsein gewinnen. Dass das Signal gehört wurde, zeigte sich im Revolutionsjahr 1848, als auf der Treppe des Nationalmuseums der Dichter Sandor Petöfi zum Freiheitskampf aufrief. Wie er selbst verschwanden die nationalen Hoffnungen in den Staubwolken des Schlachtfeldes. Dem edlen Scheitern folgten nach 1867 staatliche Selbständigkeit und Aufstieg zur Vormacht auf dem Balkan, symbolisiert durch das megalomanische Parlamentsgebäude am Donauufer. Wie üblich hatte die einst unterdrückte Nation kein Verständnis für den Nationalstolz der von ihr beherrschten Völker, die 1918 dann ihrerseits ihre Staaten auf Kosten Ungarns vergrößerten. Im Nationalmuseum stammen daher viele Exponate aus Gebieten, die heute nicht mehr zu Ungarn gehören.
Von den Massen von Römersteinen, die seit dem 19. Jh. ins Nationalmuseum gebracht wurden, zeigt das ästhetisch gestaltete Lapidarium im Untergeschoss eine kleine repräsentative Auswahl. Der überwiegende Teil der Steindenkmäler campiert zur Zeit in großen Zelten in den Innenhöfen und im Garten des Museums.